Friday, March 28, 2014

Traum vom Teufel, 16.\17. März

[dt]
Für ein paar Stunden stehe ich auf dem Berliner Dielenboden meiner Mutter & liege jedoch mit meinem geschlossenen Körper eineinhalb tausend Kilometer weiter auf einem Bett vieler, früherer Anderer und empfinde, wie wichtiger Schlaf der Müdigkeit nichts Sanftes gebären kann. Erst die Art und Weise, wie der Frieden genommen wird, lässt mich die kahl abgeschorenen Schäfchen zart zählen. 
Kein alberner Albtraum in den Alpen. Diesmal lösen sich meine Wimpern dort, oh dort, an dem Ort, wo die Kehle meiner Mutter wippt und mein Schrecken sich über die Dielen aller Stockwerke gießt.
Ich hebe Möbel, verschiebe Kleidung und Bücher, kurze Pause für hitzige Klimmzüge, grob oder vorsichtig, vollkommen egal. Ich wüte in einem Anfall des voraus ahnenden Kampfes. Ich möchte ihn. Strebte nach der Auseinandersetzung seit langer Zeit und bin mir meiner Kräfte, meiner Fähigkeiten, meines Triumphs sicher. In dieser Hinsicht isst mich etwas bereits.
Die Angst pocht wie schwarzer Strom durch die verkohlten Äste unter meiner Haut, durch die im Traum als auch durch die, die weit weg in Russland liegt und albträumt.
Meine Mutter; sie ist stumm und freut sich bloß zurückhaltend, daß ich zu Besuch sein kann. Auch wenn ich wahnsinnig sein muss, muss ich auch -so gut wie möglich- der Besuch sein. Sie schätzt den Moment vom ganzen Herzen, da er unmöglich ist.
Ihre Hände sanft ineinander gelegt, verfolgt mich ihr Blick nicht ohne einen Schleier von Sorge. Ich suche weiter. Meine stolze Brust wird gleich vor Siegeslechzen platzen. Einige Schränke reiße ich auf mit der Zähne knirschenden Erwartung auf Ihn. Alles werde ich jetzt machen, gleichzeitig und auf ein Mal. Ich spüre seine Anwesenheit. Bis 10 zählen, den Spalt seiner Zunge zusammen nähen, seinen Berührungen ausweichen, ihn in die tiefsten Verliese zurück debattieren, mit meinen 10 zähen Zeigefingern auf ihn zeigen, ihm den Gar ausmachen, Nein sagen. Alle Siege in einem Augenblick feiern. Das Böse  betrachten, wie eine Pusteblume, der man sich nähern muss, so wächst mein Eifer weiter; meine Mutter und die Wollankstraße vom Bösen zu befreien.
Der Teufel in all seinen Formen und all seiner elaborierten Tücke scheint sich mir spielerisch zu erschließen. Ich verstehe schließlich alles und bin bereits der Sieger. Ich schaue in den Spiegel und nicke verständnisvoll.
Meine Sicherheit wie ein aus Pech ausgegossener Anzug. Der Brand zeigt sich aber noch nicht. Ich schwebe noch ein bisschen. Meine Augen tränen. Aber ich rede mir ein, es sei das Konfetti, das zu meinem sicheren Sieg ausgeschüttet wird; das dazu beitragen wird. Die trügerischen Schnipsel bedecken aber meine Augäpfel bald. Meine Lider sind nicht mehr schließbar dank dem doch giftigen Papierhagel; meine Lieder nicht mehr hier, da ich vor Kühnheit erblinde, als ich versuche nach dem Chor zu greifen.
Es ist aber meine dürre Seele, die da bereits zerschossen wird. Ich puste mich weiter auf.
Meine Mutter schwebt von Zimmer zu Flur, von Flur zu Küche und horcht meinem Tun neugierig weiter zu.

Mein Bett ist bezogen, mit Haut und Laken. Das schwört der, der ich ist, mich gern isst, wenn er träumt.

Es ist schließlich sein Geräusch. Ich sehe ihn nicht, sondern höre ihn. 
All die Bewegung, die Geschwindigkeit aller Dinge brennt plötzlich aus: Bücherstapel ziehen sich zusammen wie mörderische Magneten, Gardinen werden steif wie Kupfer, Grau wird Schwarz, das Licht tut nur so und knistert eher vor List, die frische nördliche Luft erhitzt zu Dampf. Nur eines bleibt wie zuvor: Meine Mutter stumm.
Meine baren Füße werden schrecklich schwer. Eine übergeordnete Trägheit wird in mir geboren, herangezüchtet, erzogen und losgelassen; schiere, mühsame Jahre in lediglich einem Augenblick, der stattfindet als er die Zeit ebenda drosselt. Mein Beckenknochen & Kiefer bersten als erstes, gleichzeitig, in einem feierlichen Knall des Feindes. Meine Brust liegt auch schon auf dem Flurboden -abgesprengt, da Notfall-  und meine Katze knabbert fleißig an ihr. Es macht das Rühren der Glieder noch schreckenerregender. Mein einer Augapfel ist plötzlich zerbissen. 
Mit gespaltenem Gesicht humpele ich zur Freisprechanlage um frei zu sprechen. Jeder Schritt lässt Knochen bröseln, ich werde kleiner.  
Sein Geräusch wurde aus Wiederholung geschnitzt, wie ein immer währender Wassertropfen, der auf meinen Kopf fällt. Ich hebe den einen Arm und drehe sanft mit unglaublichen, fremden Widerstand die Hand im Gelenk und strecke einen der vielen Zeigefinger langsam aus. Während ich die Fingerkuppe gegen den Knopf presse, dieser nachlässt und die Verbindung sich offiziell verzeichnet, glüht ein neues Gefühl über. Mein Trommelfell zerreißt. Es verkrampfen meine Sehnen und Adern, überspannt meine Haut, von der Fingerkuppe langsam aber stetig schwärmt das diabolische Summen aus, unumkehrbar. Alles surrt. Die Frequenz des Bösen. Das Leben wird ausgemacht.
Das ausgegossene Pech zeigt sich mir ganz und erstarrt an den Resten von mir.  Es gab keinen Kampf  -ich starb.







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